Artgerechte Haltung
Zur artgerechten Haltung eines Hundes gehört es, dass er
seinem Laufbedürfnis regelmäßig und ohne Leine nachgehen darf. Dabei sollte
auch die Umgebung artgerecht sein. Der Hund braucht die Freiheit, damit er seinen Bewegungsdrang auslebt, damit er seine Neugierde befriedigen kann und
auch im Umgang mit Artgenossen lernt, seine Rolle zu finden.
Kommunikation unter Hunden
Hunde haben instinktiv ein umfangreiches Repertoire an
Möglichkeiten, anderen Hunden über ihre Körperhaltung Signale zu geben
(Buchtipp: „Calming Signals“ von Turid Rugaas). Sie können Dominanz ausstrahlen, aber auch Demut, sie können Distanz halten, Konflikten aus dem Weg
gehen oder relativ kurz und effektiv klären, wer der Boss ist.
Einschränkung der Kommunikation durch die Leine
An der Leine sind diese Möglichkeiten sehr stark
eingeschränkt. Obwohl die Hundehalter den Hund über die Leine zu kontrollieren
scheinen, signalisiert die damit verbundene Körperhaltung des Hundes Dominanz.
Das beginnt damit, dass Hunde, die nicht die Möglichkeit
haben, kurz ihre Rangordnung zu klären, bereits angespannt aufeinander
losgelassen werden. Konflikte werden unausweichlich. Schlichtungsversuche des Menschen über die Leine verstärken die Situation. Der Grund: Der Ruck an der
Leine bremst den Hund nicht nur in seinem Gang, sondern zwingt ihn auch
kurzfristig in eine Körperhaltung, die Dominanz und Kampfbereitschaft
signalisiert. Der andere Hund reagiert auf diese Provokation oder sendet
unfreiwillig die gleichen Signale aus, und schon können sich die beiden nicht
riechen. Aufkommende Unruhe oder sogar Panik des Menschen überträgt sich auf
den Hund, dem es plötzlich wichtig ist, die Angelegenheit zugunsten des eigenen
Rudels zu klären.
Prompt verändert der unwissende Besitzer ebenfalls sein
Verhalten: je öfter es zu solchen Spannungen kommt, desto seltener traut er
sich, den Hund von der Leine zu lassen. Das Tier scheint ja schließlich aggressiv zu sein! Wahrscheinlich wird der Mensch auch selbst immer nervöser,
sobald er einen anderen Hund erblickt, und signalisiert seinem Vierbeiner damit
noch, dass Gefahr in Verzug ist – ein Teufelskreis.
Hunde lernen auch daraus: sie verlernen den normalen Umgang
mit anderen Hunden, und die Begegnung mit anderen Hunden wird zum ritualisierten
Dauerkonflikt.
Allgemein gilt: Hunde, die immer an der Leine sind, sind
angespannter, unsicherer, unausgeglichener, angriffsbereiter, weil sie den richtigen
Umgang miteinander nicht erlernt haben. Durch Leinenzwang kommt es zum sozialen
Erfahrungsentzug. Das erzeugt letztendlich unsichere, aggressive Tiere.
Freilauf für Hunde
Freilaufende Hunde gehen meist recht entspannt miteinander
um, oder gehen sich schlimmstenfalls ohne einen Konflikt einfach aus dem Weg. Ohne
Leine können sie nicht nur miteinander spielen, sondern auch ihre Rituale
pflegen und Erfahrungen mit anderen Artgenossen sammeln. Lässt man das nicht
zu, werden Hunde genauso psychisch krank, wie Menschen, die von sozialen
Kontakten abgeschnitten werden.
Menschen müssen lernen, miteinander umzugehen, Hunde auch!
Kontakt ohne Leine ermöglicht den Tieren das Erlernen und Anwenden ihres
sozialen Repertoires wie z.B. gemeinsam laufen, Imponier-Gesten, Sozialspiele oder gegenseitige Geruchskontrolle. So sammeln die Hunde Erfahrungen mit Artgenossen und
lernen, die Körpersprache der anderen Tiere richtig zu deuten.
Das Erlernen des richtigen Umgangs betrifft aber nicht nur die Artgenossen. In einer entsprechend gelassenen Atmosphäre, wie in einer Freilaufzone, lernen Hunde auch auf natürliche Art und Weise einen entspannten Umgang mit den Menschen.
Das Erlernen des richtigen Umgangs betrifft aber nicht nur die Artgenossen. In einer entsprechend gelassenen Atmosphäre, wie in einer Freilaufzone, lernen Hunde auch auf natürliche Art und Weise einen entspannten Umgang mit den Menschen.
Hunde haben auch ein außerordentlich hohes
Bewegungsbedürfnis. Sie können nicht artgerecht gehalten werden, wenn ihnen
kein täglicher Auslauf ohne Leine verschafft wird.
Gegenseitige Rücksichtnahme
Viele Zeitgenossen lehnen Hunde in der Stadt ab oder
fürchten sich vor diesen. Nicht wenige von ihnen haben Grund für Ihre
Antipathie: Rücksichtslosigkeit, fehlendes Einfühlungsvermögen und Egoismus zahlreicher Hundehalter tragen zu dem schlechten Image bei, das Hund und Halter
teilweise in der Öffentlichkeit genießen.
Im Interesse verantwortungsvoller Hundehalter ist es daher,
das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Dabei sind nur einige Regeln zu
beachten, die eigentlich selbstverständlich sein sollen:
- Leinen Sie Ihren Hund an, wenn Menschen Sie darum bitten oder Ihnen Kinder, gebrechliche oder ängstliche Personen begegnen.
- Respektieren Sie, dass andere Menschen Hunden nicht so aufgeschlossen gegenübertreten wie Sie. Nicht jeder Mensch muss ein Hunde-Fan sein!
- Erziehen Sie Ihren Hund so, dass er niemand belästigt. Eignen Sie sich die grundlegendsten Kenntnisse über die Bedürfnisse und das Verhalten von Hunden an. Ein gut erzogener Hund bietet die beste Gewähr für ein harmonisches Zusammenleben.
- Eine Selbstverständlichkeit: beseitigen Sie die Hinterlassenschaften Ihres Hundes. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, auch wenn Sie gerade niemand sieht!
Sorgen Sie durch Ihr eigenes Verhalten in der Öffentlichkeit
dafür, dass sich das Klima in der Öffentlichkeit gegenüber Hunden und ihren
Haltern entspannt. Ein positives Erscheinungsbild beider auf Straßen und
Plätzen ist die beste Imagekampagne.
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